„Finaler Fußtritt“ für Q-Cells und Landesregierung

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Angesichts des drastischen Preisverfalls bei Solarzellen stellt der deutsch-südkoreanische Solarpionier Hanwha Q-Cells seine deutsche Produktion zum 1. März ein.
Vor drei Jahren stand die Produktion von Solarzellen in Bitterfeld-Wolfen schon mal vor dem Aus. Damals kamen Südkoreaner zu Hilfe. Doch die Fertigungskosten seien zu hoch, sagt das Unternehmen.
Bleiben soll nur die Entwicklungsabteilung. Für 550 Beschäftigte von derzeit gut 800 bedeutet dies die Kündigung.
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Der südkoreanische Konzern Hanwha hat das insolvente Unternehmen Q-Cells erst im Oktober 2012 aufgekauft. Noch vor vier Monaten besuchte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff die Führungsspitze von Hanwha und sprach von einem „Erfolgsmodell“. Da hatten die Südkoreaner dem Landesvater bei Häppchen und Sekt mitgeteilt, dass es nunb mit der Solarzellenproduktion auch hier aufwärts gehen würde. Ganz sicher wusste man im Konzern zu diesem Zeitpunkt schon, was passieren würde.

Die Sache ist in mehrerer Hinsicht fatal. Im Grunde ging es nur um das Knowhow, das mit viel Geld des Steuerzahlers in Bitterfeld-Wolfen installiert wurde. Die Gründung eines speziellen Institutes dafür ist in der Rechnung gar nicht enthalten. Das Versprechen, dass von den gut 800 wegfallenden Arbeitsplätzen 350 für Forschung und Vertrieb bleiben, ist nicht das Papier wert, auf dem es steht. Tatsache ist, dass Forschung und Entwicklung ohne das „Hinterland“ der praktischen Umsetzung wenig Chancen hat. Bei der Größenordnung der Produktionskapazität des malaysischen Standorts dürfte auch der Vertrieb im schwächelnden Europa von Bitterfeld-Wolfen aus allenfalls ein Placebo sein.
Pikanterweise wurde der Standort in Malaysia einst von Q-Cells gegründet, bevor das Unternehmen in die Pleite schlidderte. Da Hanwha Q-Cells kein direkter Rechtsnachfolger ist, was bei dem Investitionsversprechen eine Bedingung war, dürfte Sachsen-Anhalt auf einem Millionenschaden an Fördermitteln sitzenbleiben. Zwar wurden sie zurückgefordert, aber bislang sind gerade mal 300 000 Euro geflossen.
Petra Wust, Oberbürgermeisterin von Bitterfeld-Wolfen, sprach von einer „Katastrophe für die strukturschwache Region“. Landeswirtschaftsminister Hartmut Möllring ist ratlos, sein Regierungschef düpiert und erklärt, das Land werde „den Prozess“ begleiten. Kay Senius, Regionaldirektionschef der Arbeitsagentur, will Bewerberprofile aufnehmen, um nach Perspektiven für die Entlassenen zu suchen.
Der Landtagsabgeordnete der Linken, Frank Thiel, spricht gegenüber der Zeitung Junge Welt Klartext. Die Landesregierung habe dem Solarzellenproduzenten seit Jahren „den Hintern vergoldet“. Dafür bekomme sie nun „den finalen Fußtritt“. So seien fast 40 Millionen Euro Fördermittel an Q-Cells geflossen. Durch die Pleite 2012 wurden davon alleine 22 Millionen vernichtet. Er erinnerte auch an den Untersuchungsausschuss, der sich derzeit mit einem Fördergeldskandal befasst, wobei auch Verquickungen zu Q-Cells offenkundig seien. Sachsen-Anhalt mutiere wohl immer mehr zum Selbstbedienungsladen, so Thiel.