Gyrocopter auf der Suche nach Neutronen

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Ein wenig erinnerte der moderne Tragschrauber an ein Ufo, als er über zwei Stunden lang in der Nähe von Dessau über der Landschaft kreiste. Und in der Tat war das Fluggerät auf der Suche nach kosmischen Neutronen.

Die Messung von kosmischen Neutronen ist eine neuartige Technologie. Sie ist als einzige in der Lage, die Bodenfeuchte über mehrere Hektar und bis zu einem halben Meter unter der Erde genau zu ermitteln.
Koppers
Forscher der Hochschule Anhalt und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig arbeiten damit an einer neuen Möglichkeit, die Bodenfeuchte über schwer zugänglichem Gebiet zu messen. Dazu haben sie den Neutronen-Detektor der Umweltforscher erstmals fliegend im Gyrocopter der Hochschule Anhalt eingesetzt. Die Daten sind wichtig für Landwirtschaft und Hochwasserschutz.

„Der Einbau und Betrieb des Neutronen-Detektors im Gyrocopter war problemlos möglich“, erklärt Prof. Lothar Koppers vom Dessauer Fachbereich Architektur, Facility Management und Geoinformation, „und die Ergebnisse sind sehr erfolgversprechend.“ Nach rund 120 Minuten Flug über einem sehr großen Gebiet um Dessau im Sommer dieses Jahres liegen nun auswertbare Daten vor. „Damit können wir die Bodenfeuchte leichter messen und in akuten Situationen schneller reagieren“, so Lothar Koppers, der die Flüge selbst steuerte und dabei seine langjährige Forschungserfahrung mit luftfahrzeuggestützter Sensorik eingebracht hat.
„Die Abschätzung des Wassergehalts in Böden ist eine wichtige Aufgabe, um die Auswirkungen eines sich ändernden Klimas vorherzusagen und auf diese zu reagieren“, erklärt Martin Schrön, der den einzigen mobilen Neutronen-Detektor in Europa für das Umwelt-Forschungszentrum in Leipzig schon mehrfach am Boden ausprobiert hat. Eine geringe Bodenfeuchte liefert der Landwirtschaft den Hinweis für künstliche Bewässerungen. Hohe Werte können bei Hochwassergefahrenlagen problematisch sein, weil der Boden nicht noch zusätzlich Wasser aufnehmen kann.
Methoden und Modelle für die regionalen hydrologischen und ökologischen Systeme gehören zu den Forschungsschwerpunkten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig. Der mit Sensoren ausgestattete Gyrocopter der Hochschule Anhalt – ein Tragschrauber, der sich zum Teil passiv durch Wind in Bewegung setzt sowie kleiner und leichter als ein Hubschrauber ist – wird in erster Linie zur Ermittlung von Geodaten eingesetzt.