Rezept aus dem Mittelalter gegen Krankenhauskeim

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Zwei Forscher aus Nottingham könnten der Hilflosigkeit gegen MRSA – Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus – Bakterien, die gegen die meisten gängigen Antibiotika resistent sind – jetzt ein Ende setzen.
Die Philologin Christina Lee entdeckte in einer altgriechischen medizinischen Handschrift eine Anleitung für eine Tinktur gegen Augen Follikel. Das 1000 Jahre alte Rezept beinhaltete lediglich Knoblauch, Wein, Lauch und Ochsengalle. Nach dem Mischen soll das Gebräu neun Tage in einem Messingkessel ziehen. Für den ein oder anderen klingt das nach Hexerei: Die Wissenschaftlerin ahnte, dass sie hier auf etwas besonders gestoßen ist. Zusammen mit der Mikrobiologin Freya Harrison hat sie das alte Heilmittel auf die Probe gestellt.

Rezept Buch ohne Text12

„Wir dachten, dass die Augensalbe eine kleine antibiotische Wirkung hätte, weil jede der Zutaten nachweislich im Labor gegen Bakterien wirkt, aber uns hat es absolut umgehauen, welche Wirkung die Kombination der verschiedenen Zutaten entfaltete.“

Doch die Umsetzung stellte die Wissenschaftler vor einige Schwierigkeiten: Sie mussten biologischen Wein aus der richtigen Region aufspüren und die alten Kultursorten von Lauch und Knoblauch beschaffen. Die größte Herausforderung stellte jedoch die Angabe dar, das Gemisch neun Tage in einem Messingkessel ziehen zulassen. Diese Kessel sind schwer zu sterilisieren und in der Anschaffung sehr teuer. Die Forscher aus Nottingham konnten auch hier eine Lösung finden: Statt in einen Messingkessel legten sie in die Zutaten ein Messing-Plättchen und warteten – wie im Rezept angegeben – neun Tage lang.
Um die Wirkung der Tinktur unter Beweis zu stellen, testeten Freya Harrison und Christina Lee die sterile Flüssigkeit auf der Haut von Ratten, die zuvor mit MRSA infiziert worden waren. Das Ergebnis ist sensationell − 90 Prozent aller Keime wurden abgetötet.
Ob das Antibiotikum seine Wirkung genauso eindrucksvoll beim Menschen zeigt, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber, dass es viele weitere Tinkturen und Rezepte aus vergangenen Zeiten gibt, die vielleicht eine Hilfe sein könnten im Kampf gegen wandelbare Bakterien mit immer neuen Resistenzen, die viele Menschen Jahr für Jahr das Leben kosten.