Computervisualisten: Aus riesigen Datenmengen entstehen Bilder und Modelle



Computervisualisten der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg haben für die Visualisierung und Auswertung großer medizinischer Datenmengen den renommierten Karl-Heinz-Höhne MedVis Award gewonnen. Dieser von der Deutschen Gesellschaft für Informatik vergebene Preis zeichnet Nachwuchswissenschaftler aus, die an der Schnittstelle von Informatik und Medizin einen wesentlichen Beitrag für eine verbesserte Diagnostik und Therapie leisten.

Computervisualistik in der Medizintechnik. Foto: OVGU/Stefan Berger
Computervisualistik in der Medizintechnik.
Foto: OVGU/Stefan Berger

Den ersten Preis gewann Paul Klemm für seine Studie „Interactive Visual Analysis of Population Study Data“. Der 30-jährige Doktorand wandelte enorme Datenmengen einer Bevölkerungsstudie zu Lebensstil, Hobbys, Erkrankungen und medizinischen Untersuchungen in Greifswald und Stralsund in Bilder und Grafiken um und identifizierte bisher unbekannte Risikofaktoren, zum Beispiel für Rückenschmerzen oder Lebererkrankungen. Ärzte und medizinisches Personal können mit dieser neuen Methode künftig schneller auffällige Befunde erkennen und Gesundheitsrisiken herausfiltern.
Mit dem 2. Preis wurde Monique Meuschke für die Computerdarstellung von Blutflüssen ausgezeichnet. Die Nachwuchswissenschaftlerin hat dafür eine große Menge Blutflussdaten visualisiert und ausgewertet und so ungewöhnliche Muster, wie Verwirbelungen, erkannt und anschließend klassifiziert. Die Visualisierung führt zu einem besseren Verständnis von Gefäßerkrankungen, die gefährliche Hirnblutungen (Aneurysmen) auslösen können, oder von Herzklappenproblemen, die sich in einem veränderten Blutfluss in der Aorta widerspiegeln. Klinische Partner im Rahmen der Studie „Exploration von Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten“ sind das Institut für Neuroradiologie des Universitätsklinikums Magdeburg und das Herzzentrum Leipzig. Monique Meuschke ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Magdeburger medizintechnischen Forschungscampus STIMULATE beschäftigt.
Die Preise werden am 7. September 2016 auf der internationalen Tagung Visual Computing in Biology and Medicine VCBM in Bergen (Norwegen) verliehen.
Vor 20 Jahren begann die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg als erste Hochschule in Deutschland mit der Ausbildung von Computervisualisten. Das sind hochqualifizierte Fachkräfte auf dem Gebiet der computergestützten Umwandlung von Daten und Prozessen in Bilder und Grafiken. Die Visualisierung von Daten ist im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung in den letzten Jahren vor allem in der Medizin, im Fahrzeugbau, aber auch der Spieleentwicklung gefragt. So werden individuelle Patientendaten zu Bildern krankhafter Organe, die z. B. die Gefahr von Aneurysmen prognostizieren und den behandelnden Chirurgen bei der Therapie unterstützen. Computervisualisten entwerfen darüber hinaus virtuell und kosteneffektiv Bauteile und Prototypen für komplexe Maschinen und Anlagen, erschaffen virtuelle Welten für Flugsimulatoren und Crashtest-Simulationen für die Fahrzeugindustrie oder prüfen Materialien in der Werkstofftechnik.
Seit 2013 gibt es an der Universität Magdeburg den Lehrstuhl Computergestützte Chirurgie.