Irischer Eulenspiegel der klaren Worte



Kaiserwetter mit strahlend blauem Himmel und eitel Sonnenschein herrschte am Eröffnungstag des Flugplatzes Magdeburg-Cochstedt International. Zahlreiche Ehrengäste und Schaulustige hatten sich zu dem Ereignis versammelt, als die Boing 737-800 der Fluggesellschaft Ryanair butterweich auf dem 2600 Meter langen Rollfeld aufsetzte.

Kein geringerer als Ryanair-Chef Michael O‘Leary entstieg dem Jumbo, um den neunten Ryanair-Standort in Deutschland persönlich in Augenschein zu nehmen. Er wurde von Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff, Peter Sølbeck, einer der beiden Eigentümer des Flughafens, und Uwe Hädicke, Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Magdeburg-Cochstedt mbH sowie einer Dame im Harzer Hexenkostüm begrüßt. O‘Leary stand dem nicht nach und präsentierte sich voller Schalk als Eulenspiegel kostümiert. Angesichts der desolaten Staatsfinanzen in Dublin und der Tatsache, dass es schon einmal Eulenspiegel war, der die reichen Magdeburger Bürger buchstäblich an der Nase herumgeführt hatte, war doch einigen Gästen die Narretei allenfalls ein süßsaures Lächeln wert.
Immerhin haben diverse Landesregierungen hier schon weit über 100 Millionen Euro „versenkt“. Mit der Eröffnung von Magdeburg-Cochstedt International soll nun eine neue Ära in die flache Vorharzlandschaft, gleichzeitig mit einer neuen Landesregierung, einziehen. Ein symbolhafter Auftritt von Wirtschaftsminister Haseloff, der sich berechtigte Hoffnungen auf den Ministerpräsidenten macht und mit diesem symbolhaften Start hoffentlich nicht wie die Boeing nach der Pressekonferenz abhebt.
Seit dem 30. März geschieht das nun regelmäßig mit vier neuen Ryanair-Flugverbindungen vom Airport Magdeburg-Cochstedt International in Richtung Spanien.
Nach dem Kauf des Flughafens und der Übernahme durch die dänische Airport Development A/S im März 2010 bis zum Erstflug am 30. März 2011 sind nach Unternehmensangaben rund 2,5 Millionen Euro in den Flughafen investiert worden. Derzeit sind laut Unternehmen 31 Mitarbeiter am Airport beschäftigt, wobei sich die Gesamtanzahl bis zum Sommer 2011 auf 50 Mitarbeiter erhöhen wird.
Doch bevor sich deren Zahl erneut steigert und weitere Destinationen hinzukommen, sind erst einmal anspruchsvolle Zielvorgaben zu erfüllen. Und die heißen 100 000 Passagiere in 12 Monaten. Doch bei Ryanair ist man optimistisch. Die Buchungszahlen seit dem ersten Start sind vielversprechend. Auf allen vier Spanien-Strecken nach Girona bei Barcelona, Las Palmas auf Gran Canaria, Alicante und Malaga, die Ryanair mit Aufnahme des Sommerflugplanes jeweils zweimal pro Woche von Cochstedt aus ansteuert, hat man innerhalb von drei Monaten für die nächsten sechs Monate bereits etwa 30 000 Vorbuchungen „eingesammelt“. Der Rest ist eine Rechenaufgabe. Bei 100 000 Passagieren in 12 Monaten müssen bei der Anzahl von Starts und Landungen alle Maschinen wenigstens zu 75 Prozent ausgelastet sein. Das ist eine Traumzahl für viele Airlines.
Ryanair-Chef Michael O‘Leary rechnet genau. Er wählte nicht gemäß seinem Eulenspiegel-Kostüm vage Formulierungen zur Verwirrrung, sondern sprach klare Worte. Man wolle viel investieren, um die Destinationen attraktiv zu machen. Als Beispiel nannte er eine Million Tickets pro Strecke für 9,99 Euro einschließlich der passagierbezogenen Steuern und Gebühren als Eröffnungsgeschenk. Insgesamt habe man bisher acht Millionen Euro in die Vermarktung der Strecken ab und nach Cochstedt gesteckt. Aber dann muss der Laden auch laufen. Ansonsten werde man sich, und da sprach der Ire Klartext, ganz schnell wieder verabschieden.