Kultur und Ökonomie – nur ein Spannungsfeld?

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Der Bundesverband der Fördervereine Deutscher Museen für bildende Kunst hat eine auskömmliche Finanzierung der Kultureinrichtungen durch die öffentliche Hand gefordert. In der Stadt Halle konnte die endgültige Schließung des einzigen Kinder- und Jugendtheaters von Sachsen-Anhalt gerade verhindert werden. Kunst im öffentlichen Raum, wozu auch Brunnen und Wasserspiele zählen, wird wegen „klammer“ Haushaltskassen nicht in Betrieb genommen. Nun sind Patenschaften der Bürger zur Übernahme der Kosten angefragt. Unterliegt die Kultur den Zwängen der Ökonomie?

Tänze aus vier Jahrhunderten zeigen vor den historischen Kuranlagen in Bad Lauchstädt die Mitglieder vom Ensemble der Leo-Borchert-Musikschule Berlin-Steglitz. Im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt begann Ostern die neue Spielsaison. Den Auftakt machte Goethes „Faust – Der Tragödie erster Teil“. Mit 64 Aufführungen soll das Theater nach viermonatiger Winterpause wieder mehr Besucher in den Kurort locken.
Foto: dpa

Sachsen-Anhalt verfügt über eine bemerkenswerte Kulturlandschaft, charakteristisch ist eine dichte und kontrastreiche kulturelle Vielfalt. Spannungsreiche Gegensätze zwischen Tradition und Moderne sind mit dem Kulturpotenzial des Landes verbunden und die Regionen haben eine spezifische Ausprägung. Beeindruckende Kulturangebote finden sich nicht nur in den 1200-jährigen Städten Halle und Magdeburg oder in Dessau, sondern ebenso in kleineren Ortschaften sowie im ländlichen Raum.
Die UNESCO hat nicht nur dem Bauhaus in Dessau, sondern ebenso der Altstadt von Quedlinburg, den Lutherstätten in Wittenberg und Eisleben sowie dem Dessau-Wörlitzer Gartenreich den Status des Weltkulturerbes zuerkannt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Besonderheiten des Kulturerbes in Sachsen-Anhalt. Berühmt geworden ist die „Himmelsscheibe von Nebra“, die als archäologischer Sensationsfund dokumentiert, dass die kulturellen Wurzeln der mitteldeutschen Region bis in vorgeschichtliche Zeiten zurückreichen. Das Reformationsjubiläum erinnert an den Thesenanschlag Martin Luthers und jährt sich 2017 zum 500. Mal. Für Sachsen-Anhalt ein Anlass, um sich in herausragender Weise als „Land der Reformation“ national und international zu präsentieren. Eingeleitet wird dieses Großereignis bereits jetzt mit der Eröffnung der Lutherdekade.
Kultur hat ohne Frage mit Tradition zu tun. Kultur ist aber auch ein öffentliches Gut. Alle können und wollen davon partizipieren, wenn sie das öffentliche Leben durchdringt. Die Kulturstätten hierzulande sind dafür beredter Ausdruck. Nun laufen aber seit geraumer Zeit Diskussionen – und dies nicht erst seit der Finanzmarktkrise – , dass Kultur durch die öffentlichen Haushalte kaum mehr zu finanzieren sei.
Gut, dass es die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gibt. Als eine Kulturstiftung fördert, unterstützt und begleitet sie seit 1995 künstlerische und kulturelle Vorhaben, zum Beispiel Projekte in den Bereichen der Bildenden Kunst, der Musik, der Literatur, der Darstellenden Kunst, der Museen oder der Denkmalpflege in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem Freistaat Sachsen und dem Land Sachsen-Anhalt.
Regionale Identität zu erhalten, das öffentliche Bewusstsein hierfür zu sensibilisieren, durch Förderung ausgewählter Vorhaben die kulturelle Substanz des Überlieferten zu wahren und die Gegenwartskunst weiterzuentwickeln sind die zentralen Aufgaben, die die Sparkassen ihrer Kulturstiftung mit auf den Weg gegeben haben.
10,57 Millionen Euro Gesamtfördermittel aus Mitteln der Stiftungskapitalerträge, projektbezogenen Zusatzspenden der Sparkassen und den überörtlichen Zweckerträgen des PS-Lotterie-Sparen hat die Ostdeutsche Sparkassenstiftung seit ihrer Gründung im Jahre 1995 für die Verwirklichung von 284 Projekten in Sachsen-Anhalt bereitgestellt. Herausragend ist dabei sicherlich das deutschlandweit einzige Glockenförderprogramm, dass die Stiftung ins Leben rief.
Wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Rahmen einer Betrachtung zur Kultur in Mitteldeutschland einschätzt, hat dieser regionale Raum nach der Wende seine Rolle als Zentrum der Kultur in Deutschland auf jeden Fall formal wahrgenommen. Der Kultursektor weist einen durchaus beachtlichen, weil traditionell gewachsenen Ausbaustand auf. Das heißt, so die Wissenschaftler, dieses Statusniveau sollte keineswegs aufgegeben werden.
Und nimmt man die Ausgaben zur wirtschaftlichen Gesamtleistung in den Blick, so sind diese seit 1990 durchaus sehenswert. Und dies nicht allein durch Transferleistungen westdeutscher Bundesländer, wie es vielfach interpretiert wird. Vielmehr sind es auch die individuellen Anstrengungen der Bundesländer, die bei unterschiedlicher politischer Prioritätensetzung und trotz schmaler werdender Haushaltskassen ein vergleichsweise ansprechendes Niveau von Kultur- und Bildungsangeboten ermöglichen.
Interessant ist die Feststellung, dass das Niveau der Anstrengung, gemessen an den Ausgaben, im Durchschnitt weit über dem des Westens läge. Dies verkörpert trotz aller finanziellen Probleme der öffentlichen Haushalte einen starken politischen Willen, den Kultursektor als einen wichtigen Teil künftiger wirtschaftlicher Entwicklung der mitteldeutschen Bundesländer zu erhalten. Denn drei Argumentationslinien haben sich in diesem Zusammenhang in den zurückliegenden Jahren herauskristallisiert: Kultur bleibt von unverzichtbarer Bedeutung im Kontext weicher Standortfaktoren, der Kultursektor kann durchaus zum Schließen der Leistungsbilanzlücke beitragen, und nicht zu unterschätzen ist die Rolle von Kultur als Innovationstreiber.

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