Lockruf an Pendler für eine neue Heimat



Haldensleben, 25 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt Magdeburg gelegen, hat keinen Grund zu klagen. Viele Gebäude in der knapp 20 000 Einwohner zählenden Kommune sind saniert, zahlreiche wichtige Betriebe haben sich angesiedelt, die Arbeitslosigkeit läge ohne die Berufspendler theoretisch bei Null, die Steuerneinnahmen sind gut und regelmäßig.

Das sind beste Voraussetzungen für eine kleine, aber prosperierende Stadt.
Trotzdem ist man im Rathaus von Haldensleben beunruhigt, denn die Zahl der Einwohner sinkt kontinuierlich. Den durchschnittlich 140 bis 160 Geburten stehen 270 bis 280 Sterbefälle pro Jahr gegenüber. Der Rest ist eine Rechenaufgabe.
Nun haben sich die Stadtoberhäupter mit den Firmen vor Ort, die natürlich auch an Arbeitskräftenachwuchs interessiert sind, zusammengesetzt und einen Pakt für Wachstum mit dem griffigen Motto „Haldensleben 2020“ geschlossen. Dahinter verbirgt sich das anspruchsvolle Ziel, bis zum Jahr 2020 die Einwohnerzahl um 20 Prozent zu steigern und gleichzeitig die Abwanderung um 20 Prozent zu reduzieren. Wie soll das funktionieren?

Noch sitzt Haldenslebens Bürgermeister Norbert Eichler allein vor seinem Rathaus. Doch das soll sich in den kommenden Jahren ändern…
Foto: dpa

In Haldensleben setzt man sich nicht nur Ziele, sondern man denkt auch über realistische Wege nach, diese zu erreichen. Als erstes hat man das Bündnis mit der örtlichen Wirtschaft gesucht. Immerhin kommen täglich Tausende Pendler in die Stadt, etliche Haldensleber arbeiten in der Umgebung. Rechnet man Ein- gegen Auspendler auf, denn bleibt immerhin ein Überschuss von 3000 Arbeitskräften, die sich täglich auf der Straße oder mit dem Zug zur Arbeit nach Haldensleben bewegen. Etwa die Hälfte von ihnen hat einen so weiten Arbeitsweg, dass man sie mit attraktiven Angeboten zum Wohnen in die Stadt locken will. Gelingt das, dann sind schon etliche Prozent der Zielstellung erfüllt.
Auf diese Weise sichern die örtlichen Betriebe ihren Mitarbeiterstamm, die Stadt gewinnt weitere Einwohner. Diese Interessenübereinstimmung ist der Kern des Paktes.
So wunderte es denn nicht, dass bei der Vorstellung der Initiative nicht nur der Bürgermeister Norbert Eichler und seine Wirtschaftsförderin Nicole Job am Tisch saßen, sondern auch der Geschäftsführer der Euroglas GmbH Christian Winter sowie Stefan Brömse, Geschäftsführer der Brömse GmbH & Co. KG.
„Stadtgespräche“ nennt sich eine der Initiativen, bei der die Hermes Fulfilment GmbH mit weiteren Partnern Gesprächsrunden organisiert hat, zu denen gezielt Pendler eingeladen wurden. Ihnen wurden die Vorzüge und Möglichkeiten des Lebens in der Rolandstadt in lockerer Atmosphäre offeriert. Da die städtische Wohnungsbaugesellschaft ebenfalls mit im Boot ist, gibt es seit diesem Monat ein Wohnungs- und Immobilienportal im Internet mit interessanten Angeboten zum Wohnen und Bauen. Apropos Bauen: die Stadt Haldensleben bietet Baugrundstücke zur Erbbaupacht. Die Besonderheit dabei ist, dass die zwei Prozent Erbbaupacht-Zins bei vier Kindern komplett entfallen, denn pro Kind werden 0,5 Prozent Zinsnachlass gewährt, bis die Kinder 18 Jahre alt sind.
Stolz ist Bürgermeister Norbert Eichler auch auf die Kinderbetreuung in Haldensleben, die es allen Eltern, die es wünschen, eine umfassende Betreuung der Jüngsten gewährleistet. Geplant ist in Zusammenarbeit mit den Unternehmen der Stadt eine Kinder-Uni zu gründen und in den großen Unternehmen wird es Infoterminals geben, die über die Vorzüge des attraktiven Mittelzentrums informieren.

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