Lockruf der Ferne

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Es ist wieder soweit. Kaum hat das neue Jahr begonnen, werden Reisepläne geschmiedet. Ob es nun weit weg zu anderen Kontinenten geht, oder zu den Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung: Verreisen und Erholung gehören zu den Dingen, die den Deutschen ganz wichtig sind.
Ägypten, der Nil und die Pyramiden in Kairo gehören zu den Traumzielen der Ferne. aspekt gibt einen kleinen Vorgeschmack darauf.
Gute Reise!

„Wo alles beginnt.“ Mit diesem Spruch wirbt Ägypten um Touristen, von denen viele wegen der jüngsten politischen Ereignisse im Land weggeblieben sind. Das nordafrikanische Land am Roten Meer ist aber auf diesen Wirtschaftszweig angewiesen und will Reisende zurückgewinnen. Der Airport Magdeburg Cochstedt International bietet einmal in der Woche einen Direktflug mit der Airline Germania nach Hurghada am Roten Meer, der allerdings wegen der politischen Ereignisse aktuell (Februar 2012) erst einmal ausgesetzt ist. aspekt nutzte allerdings noch die Möglichkeit für einen Vorgeschmack auf den Urlaub 2012.

Ägypten und die Pyramiden – das scheint eins zu sein. Diese Weltwunder fallen jedem sofort ein, wenn von dem nordafrikanischen Land die Rede ist. Doch die geschichtsträchtige Wüstenregion hat noch viel mehr zu bieten. Als offizieller Partner einer der wichtigsten Tourismusmessen der Welt, der ITB in Berlin im März, luden das ägyptische Tourismusministerium, die Fluggesellschaft Germania und der Airport Magdeburg Cochstedt International zu einem Kurzbesuch nach Hurghada am Roten Meer und nach Kairo, wo die Unterzeichnung des Vertrages zwischen der ITB und den amtierenden Regierungsvertretern Ägyptens zur offiziellen Partnerschaft am Fuße der weltberühmten Cheopspyramide stattfand.

Start frei für Cochstedt

Zugegeben: Der Name Airport Magdeburg Cochstedt International klingt durchaus noch etwas hochtrabend, wenn man an diesem Dezembertag des zurückliegenden Jahres die menschenleere Gegend rund um das Flugfeld betrachtet. Doch das wird sich schnell ändern, ist sich Uwe Hädicke, Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Magdeburg/Cochstedt mbH, sicher. Und in der Tat ist nach dem jahrelangen Dornröschenschlaf des ehemaligen Militärflughafens mit seiner 2500 Meter langen Start- und Landebahn endlich Leben eingekehrt. Noch ist die Zahl der Maschinen, die von hier aus nach Spanien, Ägypten, Ungarn oder die Türkei abheben, überschaubar. Hinzu kommt die werktägliche Linienmaschine von Cochstedt nach München und zurück, die inzwischen so gut angenommen wird, dass man über eine Erweiterung nachdenkt. Mit dem bevorstehenden Frühjahr wollen die Flughafenbetreiber richtig durchstarten. Die Tourismusmesse in der Landeshauptstadt im Januar, bei der der Airport Magdeburg Cochstedt International mit einem Stand vertreten war, hat das große Interesse der Reiselustigen deutlich gemacht. Man kann also gespannt sein, was sich in den nächsten Monaten hier tun wird.

Moderne Stadt im Wüstensand

Der Unterschied kann größer nicht sein. Während die Boeing 737 mit Ziel Hurghada in Ägypten bei trübem, unangenehm nasskaltem Dezemberwetter in Cochstedt abhebt, steht nach gut verträglichen vier Stunden an Bord des Flugzeugs der Germania-Airline bereits der Landeanflug auf die Wüstenstadt am Roten Meer bevor. Der Empfang am nagelneuen, sehr modernen Flughafen ist herzlich und unkompliziert. Deutsche Touristen können sogar mit dem Personalausweis einreisen, wenn sie ein Passfoto mitbringen. Hurghada ist eine der wichtigsten Touristenhochburgen Ägyptens. Hier hat sich der Rückgang der Touristenzahl nach den Ereignissen des so genannten Arabischen Frühlings besonders schmerzlich bemerkbar gemacht. Um die 40 Prozent Urlauber fehlen, schätzen die Tourismusexperten. Die Folge in der im Wüstensand fast vollständig neu erbauten Stadt sind leere Hotels, Restaurants und verwaiste Strände. Das ist für eine Region, die praktisch ausschließlich vom Tourismus lebt, eine Katastrophe. Deshalb wird alles unternommen, um wieder Reisende ins Land zu locken. Ägypten ist wohl auch aus diesem Grunde das Partnerland der Internationalen Tourismusbörse, der ITB in Berlin. Diese Touristikmesse zählt zu den größten und wichtigsten Messen dieser Art in der Welt, weshalb die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages für Ägypten eine ganz besondere Bedeutung hatte. Die wurde dann auch im festlichen Rahmen spätabends vor der beleuchteten Cheopspyramide in Kairo vollzogen.

Private Perle am Roten Meer

Doch zurück nach Hurghada. Nur wenige Kilometer Busfahrt sind nötig und man erreicht El Gouna. Diese Urlaubsdestination liegt auf einem Landstreifen zwischen dem Roten Meer und dem ostägyptischen Bergmassiv. Hier warten auf den Touristen ein zehn Kilometer langer Strand, 17 Hotels, malerische Lagunen, Golfplätze, kleine Häfen und jede Menge Restaurants, Bars und Diskotheken. Vor 20 Jahren wurde diese Urlauberstadt gegründet, die als die umweltfreundlichste in Ägypten gilt, mittlerweile 20 000 Einwohner zählt und sogar über Kindergärten, eine Bibliothek, Universitäten und ein Krankenhaus verfügt.
Das alles ist hochgradig gesichert und erinnert ein wenig an Disneyland, denn hier plätschern mitten in der Wüste Bäche mit kleinen Wasserfällen, es ist überall grün, Palmen und Datteln wachsen und mit dem Boot kann man durch die künstlichen Meereslagunen kreuzen und Mangroven bewundern.
Die Touristenstadt ist Privatbesitz und gehört mit allen Einrichtungen einem, so sagen Einheimische, der reichsten Männer des Nahen Ostens. In Hurghada sieht man das etwas anders und betrachtet El Gouna eher als einen Teil der Stadt. Das kümmert aber allenfalls die Kommunalpolitiker. Beinahe 3000 Gästezimmer in El Gouna warten auf Reisende, und wenn die ausbleiben, dann sind auch zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet. Deshalb ist man sich hier ganz sicher, dass der Ausgang der Wahlen mit allen Spekulationen, wie der Tourismus sich unter strengeren islamischen Regeln entwickeln könnte, überhaupt keinen Einfluss hat. Hier zählt nur das Wohl der Gäste und darauf verstehen sich die Ägypter hervorragend, egal, ob es sich um ein einfaches Familien- oder ein Fünf-Sterne-Golfressort-Hotel handelt.

Gehwegplatten aus Touristenmüll

El Gouna wirbt mit dem Prädikat der Umweltfreundlichkeit. Wer sich in Ägypten außerhalb der Touristenzentren umsieht, weiß, dass das Land beinahe buchstäblich im Müll erstickt. aspekt hatte die Möglichkeit, sich in einer Mülltrennungs- und -verarbeitungsanlage, wenige Kilometer hinter der bewachten Touristenanlage, umzusehen. Hier werden Plastikabfälle, Dosen und Glas sortiert, gepresst und weiterverarbeitet. Die Leute arbeiten, vermutlich wegen des Journalistenbesuchs, mit Masken, es ist laut und stinkt unerträglich. Die Arbeiter sind dennoch glücklich, denn sie haben hier etwas zu tun und verdienen mit rund 100 Euro weit mehr als der Durchschnitt der Ägypter. Sie wohnen in einem Flachbau gleich nebenan, arbeiten drei Wochen lang sieben Tage, um dann für eine Woche zu ihren Familien in teils weit entfernte Dörfer zu fahren. Regelmäßiges Einkommen und eine Krankenversicherung – das sind Privilegien, für die man in Ägypten beinahe alles in Kauf nimmt. Der Kontrast zum wenige Autominuten entfernten Touristenresort könnte größer nicht sein.
Aus einem großen, stählernen Ofen dringt schwarzer Rauch. Hier werden die Plastikabfälle geschmolzen, um dann zu Gehwegplatten oder Plastikbügeln gepresst zu werden. Ein schweißüberströmter Mann zieht einen langen eisernen Hebel, es zischt und ein weiterer Bügel kann aus der Form genommen werden.
Europäische Touristen bekommen diese Bilder nicht zu sehen. Es würde sie wahrscheinlich auch kaum interessieren, denn wer im Roten Meer schnorcheln, den Golfball treiben oder Cocktails im Swimmingpool genießen möchte, hat meist andere Intentionen.
El Gouna ist eine Insel der Reichen und Schönen mitten in der Wüste und doch direkt am Meer. Internationale Architekten haben diese künstliche Welt geschaffen, immer mit der Maßgabe, sich an die landestypischen Stilrichtungen anzupassen. Das haben sie auch getan. Doch trotz der japanischen oder italienischen Einflüsse dominiert das Gefühl der Kunstwelt. Urbanes Leben sieht anders aus.
An den schönsten Plätzen entstehen unter dem einheitlichen Konzept der Architekten Villen im Berberstil. Man kann sie im Rohbau kaufen, individuelle Veränderungen sind nur innen oder auf dem Grundstück möglich. So bleibt ein relativ einheitliches Bild erhalten, obwohl sich jedes Haus von den anderen unterscheidet. Der Kaufpreis liegt je nach Größe und Ausstattung zwischen 300 000 bis 500 000 Euro. Dafür gehört einem dann allerdings auch ein Traumgrundstück am Roten Meer mit 365 Tagen Sonnenschein und allem Luxus. Das scheint immerhin so attraktiv zu sein, dass unter den Käufern viele Deutsche sind. Gleiches gilt übrigens auch für Eigentumswohnungen am neuen Yachthafen, die man für 200 000 Euro erwerben kann. Dafür liegt dann auch die Luxusyacht in Blickweite.
Allerdings muss man nicht gleich eine Villa kaufen, um hier einen Strandurlaub zu verbringen. Die 17 Hotels, eine der Luxusherbergen befindet sich noch im Bau, bieten bis hin zu „all inclusive“ alles, was das Herz begehrt.
Mit Hurghada und El Gouna bietet der Airport Magdeburg Cochstedt International mit Germania eine schnelle und bequeme Verbindung in das Land am Nil. Wer keine Kultur-, sondern eine reine Erholungsreise sucht, wird hier auch voll auf seine Kosten kommen.
Wir allerdings machen uns auf den Weg zu einem Inlandflug nach Kairo, der 20-Millionen-Metropole, von deren Tahir-Platz das Signal des Arabischen Frühlings aufgenommen und weitergetragen wurde.

Lesen Sie in der nächsten Ausgabe:

Ein Moloch zwischen Erhabenheit und Müll