Was der Kuh recht ist…

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…ist dem Bauern alles andere als billig. Es geht um Methan, das beim Gärprozess entsteht und als Biogas verwendet wird. Wenn der Wind weht und die Sonne scheint, dann steht das Biogas als wichtiger Bereich der erneuerbaren Energien zu Unrecht ein wenig im Schatten. Schließlich hat Biogas hat einige wichtige Vorteile, die aber im Ost-West-Gefälle der Umwelt- und Förderpolitik manchmal untergehen.

Biogas hat in den neuen Bundesländern nicht die Bedeutung, die sie in Bayern oder Niedersachsen genießt. Das hängt mit der Größenstruktur der Landwirtschaftsbetriebe, daraus folgenden Vergütungsschritten und nicht zuletzt mit politische Richtlinien zusammen.
Betrachtet man die Größenstruktur der Landwirtschaftsbetriebe, dann beginnt das in der Börde beispielsweise kaum unter 400 Hektar. Der größte Betrieb bewirtschaftet 11 000 Hektar. Im Westen Deutschlands ist die Landwirtschaft sehr viel kleinteiliger. Ein Hof mit 150 Hektar ist hier durchaus normal. Viele Bauern haben die Vorteile von Biogas erkannt und nutzen sie, hüben wie drüben. Nur, dort wo wenige Betriebe mit großen Flächen existieren, gibt es nur wenige Biogas-Anlagen mit allerdings sehr hoher Leistung. Kleine Betriebe, wie in den alten Bundesländern, sehen das genauso, haben also kleine Anlagen für ihre Höfe gebaut. Folglich stehen beispielsweise in Bayern 1800 kleine Biogasanlagen, während es in Sachsen-Anhalt gerade 200 mit durchweg hoher Leistung sind.
Wo ist das Problem fragt man sich? Ganz einfach. Es liegt in den Vergütungsschritten bei der Einspeisung ins Netz. Während für Kleinsterzeuger eine hohe Vergütung über das Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) gezahlt wird, nimmt diese bei größeren Mengen schrittweise deutlich ab. Da es aber nicht sinnvoll wäre, lauter kleine Anlagen zu bauen, wenn man ein großer Betrieb ist, wehren sich die Biogas-Erzeuger aus Sachsen-Anhalt gegen diese Benachteiligung.
Politische Unterstützung aus dem Landwirtschaftsministerium erhalten sie allerdings kaum, denn CDU-Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Hermann Onko Aeikens argumentiert, dass der vorwiegend für die Biogas-Erzeugung verwendete Mais besser für die Ernährung genutzt werden sollte. Das ist richtig, berücksichtigt aber nicht, dass die Biogas-Bauern aus unserer Region im Gegensatz zu ihren Kollegen aus anderen Ländern durch ihre größeren Flächen auch Fruchtfolgen verändern können. Eine Mono-Maiskultur zur Gaserzeugung ist also keine Gefahr.
Aber ein Riesenvorteil des Biogases ist seine Grundlastfähigkeit. Das heißt nichts anderes, als das die Einspeisung von Gas zu jedem Zeitpunkt kontinuierlich möglich ist, und zwar unabhängig davon, ob Wind weht oder die Sonne scheint. Das sogenannte Rohbiogas enthält 54 Prozent Methan und 46 Prozent Kohlendioxid. Dieses Kohlendioxid wird zwar in die Luft entlassen, der Prozess ist aber dennoch klimaneutral, weil die Pflanzen dieses Gas zuvor aus der Atmosphäre gebunden haben.
Derzeit wird an weiteren Möglichkeiten gearbeitet, um das Rohbiogas bis auf 99 Prozent Methan zu „veredeln“. Damit ist eine Qualitätsstufe erreicht, die das importierte Erdgas übertrifft. Und dieses „Edelgas“ kann nun problemlos in das allgemeine Gasnetz eingespeist werden, um es dort zu verwenden, wo es gebraucht wird.
Die NordMethan GmbH mit einem Büro in Magdeburg kann auf Erfahrungen mit solchen Anlagen verweisen. In Könnern in Sachsen-Anhalt steht ein solcher Biogasbetrieb, bis vor kurzem einer der größten der Welt. Hier denkt man auch darüber nach, die Palette der biologischen Abfälle zur Gaserzeugung deutlich zu erweitern. Nicht nur Grasschnitt, Holzabfälle oder sogar tierische Abfälle können den nach wie vor bevorzugten Mais ersetzen. Die Versuche dazu laufen. Die Anlage in Könnern vermag bereits jetzt 12000 Haushalte oder 9000 Autos mit einer Laufleistung von 30 000 Kilometern im Jahr komplett mit Gas zu versorgen. Und über die Kraft-Wärme-Kopplung, wie sie in Blockkraftheizwerken Anwendung findet, entsteht auf diese Weise mit einem sehr hohen Wirkungsgrad Wärme und Strom.
Biogas ist also alles andere als ein Stiefkind der erneuerbaren Energie, sondern vielmehr die vielleicht beste Alternative.

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