Einheimische Firmen kommen zu kurz



RWE Power hat vor wenigen Wochen in Staßfurt ein neues Verfahren zur Speicherung von Strom aus Windenergie angekündigt (siehe auch die Seiten 10 bis 15). Das Projekt hat aber nicht nur Begeisterung, sondern auch Skepsis hervorgerufen. Einer der Skeptiker ist kein geringerer als Dirk Tempke, Präsident des Landesverbandes Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt e.V. in Magdeburg.

aspekt: Was ist die Ursache für ihre Skepsis?

Dirk Tempke: Bisherige Anlagen haben einen recht geringen Wirkungsgrad. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mit einem Wärmespeicher bei dem geringen Druck von 60 Millibar in einer Kaverne ein 70prozentiger Wirkungsgrad bei der Rückführung der komprimierten Luft erreicht werden soll.

aspekt: Sollte man aber nicht alles versuchen, was einigermaßen Erfolg bei der Energiespeicherung verspricht?

Dirk Tempke: Das ist schon richtig. Aber bei einer Größenordnung von über 100 Millionen Euro, wovon rund die Hälfte über das Bundesministerium für Forschung und Entwicklung gefördert wird, und was alles in eine Konzernkasse fließt, ist mir die Beteiligung der einheimischen Wirtschaft nicht ausreichend berücksichtigt.

aspekt: Nun wäre aber auch eine einheimische Firma kaum in der Lage, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Immerhin müssen ja noch gut 50 Millionen aus der eigenen Kasse aufgewendet werden…

Dirk Tempke: Das ist genau die Frage, ob ein solches Großprojekt sinnvoll ist, oder ob es nicht besser gewesen wäre, die zahlreichen innovativen Ideen aus der Region zu fördern. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an das Mini-Block-Heizkraftwerk von intelli aus Barleben, von dem aspekt in der letzten Ausgabe berichtete.

aspekt: Haben Sie für solche Ideen weitere Beispiele?

Dirk Tempke: Aber ja. So gibt es ein Verfahren, um aus dem Strom der Windenergie über die Elektrolyse Methan zu erzeugen. Dieses Methan kann dann über ein Block-Heizkraftwerk erneut Wärme und Strom erzeugen. Es gibt in der Biogas-Anlage in Könnern auch die Überlegung, das Kohlendioxid des Biogases zu verflüssigen, um es dann wieder in den Energiekreislauf zurückzuführen.

aspekt: Wo liegt für Sie die Zukunft der erneuerbaren Energie?

Dirk Tempke: Eindeutig in der dezentralen Energieerzeugung. Und da wir derzeit in Sachsen-Anhalt die 50 Prozent beim Strom am Verbrauch insgesamt bereits erreicht haben, sollten wir jetzt vor allem bei der Wärme nachlegen. Wenn wir dann 2015 bis 2020 auch hier die 50-Prozent-Marke erreichen, dann haben wir in Sachsen-Anhalt die Nase bei erneuerbaren Energien vorn.