Nein, eine leichte Aufgabe habe er nicht übernommen, resümierte Professor Dr. Armin Willingmann, seit gut drei Monaten Sachsen-Anhalts Minister für Wirtschaft und Wissenschaft beim jüngsten Treffen des Marketing Clubs Magdeburg im Maritim-Hotel der Elbestadt.
Der 53jährige SPD-Politiker hatte im November letzten Jahres seine Ernennungsurkunde erhalten. Genau die richtige Einarbeitungszeit, so meinte man im Marketing Club, um die künftigen Aufgaben und Ziele der Wirtschaft in Sachsen-Anhalt zu umreißen.
Durchaus launig formulierte der Professor, dass er über Jahre hinaus als Präsident der Rektorenkonferenz des Landes Sachsen-Anhalt bei der Planung und Verteilung der Mittel für die Wissenschaft stets auf der anderen Seite des Tisches gesessen habe. Aber das sei kein Schaden, im Gegenteil. Auf diese Weise kenne er alle Argumente und stecke tief im Thema.
Doch schon bei der Investitionsquote des Landes wurde es ernst. Sachsen-Anhalt liegt deutlich abgeschlagen sogar noch hinter den ostdeutschen Bundesländern. Das soll sich ändern, erklärte der Minister den Mitgliedern des Marketing Clubs, weshalb die Hürden für Investitionszuschüsse abgesenkt würden. Schon ab 30 000 Euro Investitionssumme soll es künftig Zuschüsse geben, die allerdings auch an eine Reihe von Bedingungen geknüpft sein werden, damit nicht einfache Mitnahmeeffekte entstehen.
700 bis 1000 Firmenübernahmen pro Jahr stehen in den nächsten Jahren an, sorgt sich der Minister und regte an, Firmenübernahmen und Gründungen von Unternehmen gemeinsam weiter zu fassen und zu behandeln. Die Nachfolgen gestalteten sich deshalb so schwierig, weil die Unternehmen häufig sehr klein und emotional sehr eng mit dem Inhaber verbunden seien, die sie meist nach der Wende aufgebaut haben und für die sie häufig die einzige Altersversorgung seien. Der daraus resultierende hohe Erwartungspreis ist meist nicht zu erzielen und schreckt potenzielle Übernahmekandidaten ab. Deshalb, so erklärte Willingmann den Mitgliedern des Marketing Clubs Magdeburg, von denen viele selbst Unternehmer sind, lege das Wirtschaftsministerium zusammen mit der Investitionsbank einen Nachfolgefonds mit den derzeit günstigen Zinsbedingungen und langfristiger Bindung an. 30 Millionen Euro sollen in der Testphase in diesen Fonds fließen, der bei Bedarf deutlich aufgestockt werden kann. Damit sollen Firmenübernahmen attraktiv gemacht werden.
Und noch ein ganz wichtiges Projekt hat sich der Minister auf seine Fahnen geschrieben. Er will das Hochschulgesetz des Landes gründlich reformieren. Hochschullehrern soll es deutlich leichter gemacht werden, die Lehre als Professor und gleichzeitig Unternehmensbeteiligungen einzugehen oder Firmen zu gründen. Außerdem sollen nach seinen Vorstellungen die Hochschulen oder Universitäten des Landes außerdem Gesellschafter an diesen Firmen werden können.
Hochschulen verdienen häufig durch Weiterbildungen Geld. Dieses Geld könnte, so Willingmann, für Firmenbeteiligungen verwendet werden. Ende dieses Jahres will er mit seiner Reform starten, die sich angesichts der rechtlichen Fragen, vom Beamten- bis zum Firmenrecht, sicher nicht einfach gestalten werden.
„Was soll´s“, so der Minister, „schließlich gab es vom Boden Sachsen-Anhalts her schon einmal eine Reformation“. Diese Veränderungen hören sich aber schon wie eine Revolution an.
Und solche Bedenken sind etwas, was den Professor umtreibt. „Viele Entscheidungen werden nicht getroffen, weil manche das Risiko scheuen, einen Fehler zu machen. Das möchte ich verändern, und möchte mehr vertretbare Risikobereitschaft entwickeln. Auf keinen Fall wolle er sich damit abfinden, dass durch solche Ängste bürokratische Hürden aufgebaut würden, die die Wirtschaftsentwicklung des Landes behindern.