Fisherman’s Friend Strongman Run in FERROPOLIS
Eventmarketing nennen es die Werbestrategen und nutzen ihre Konsumenten für massenhafte Reklame. Diese lassen sich gern dafür benutzen und zahlen in aller Regel freudig dafür. Ein typisches Beispiel dafür ist der alljährliche Nachtlauf von Sportscheck, der wieder im September in Magdeburg bereits zum sechsten Mal stattfindet. Abgesehen davon, dass Sportmediziner von Höchstleistungen in den späten Abendstunden eher abraten, kaufen die rund 3000 oder mehr Teilnehmer die werbeträchtigen Laufshirts, die von BMW gesponsert werden, mit dem Startgeld für den jeweiligen Lauf. Das ganze Sommerhalbjahr finden solche Läufe in praktisch allen größeren Städten Deutschlands statt. Da kommen leicht mehr als 100 000 Läufer zusammen, was bei durchschnittlich 25 Euro etwa 2,5 Millionen Euro ausmacht. Ein gutes Geschäft. Selbstredend werden Schuhe und sonstige Laufutensilien ebenfalls angeboten, den Teilnehmerbetrag kann man bequem vom Konto abbuchen lassen, und selbst die Kinderstrecke kostet noch 13 Euro pro Läufer. Die Laufshirts kommen diesmal von Asics, die das Werbegeschäft natürlich erkannt und adidas verdrängt haben. Man kann sicher sein, dass die mindestens 100 000 Shirts dank des zusätzlichen BMW-Logos nicht nur nichts kosten, sondern zusätzlich Geld einspielen. Und Sportscheck verkündet freudig auf der Internetseite, dass die meisten Läufer das ganze Jahr über das Werbeshirt „als Trophäe“ weiter tragen werden. Eine „schöne Trophäe“, und vor allem teuer erkauft! Doch damit nicht genug. Da veranstaltet ein Radio-Privatsender „RTL 89,0“ein Nacktrodeln, was aus verständlichen Gründen dann im Harz nicht stattfinden kann. Es wird kurzerhand auf den Flughafen Cochstedt verlegt, wo bekannter weise weit und breit kein Berg zu sehen ist. Also wird mit riesigem Aufwand ein 70 Meter langes Metallgerüst gebaut, das mit 90 Tonnen Kunstschnee aufgefüllt wird. Eine Gaudi, die keiner braucht und die geistloser kaum sein kann, aber immerhin mehr als 8000 Zuschauer anzieht. Nun könnte man argumentieren, dass 8000 Leute ja nicht so unbedarft sein können, sich wegen eines kleinen nackten Erotik-Stars und einer „Dschungelkönigin“ auf den Weg zu machen. Aber weit gefehlt, sie können. Einziger Trost: Dieses Event war finanziell ein kräftiger Reinfall und wird deshalb so bestimmt nicht wieder stattfinden.
Doch wer meint, dass die Hirnlosigkeiten in Sachsen-Anhalt damit erledigt seien, der hat sich gründlich geirrt. Da gibt es ja noch den Fisherman’s Friend Strongman Run, der seit 2007 angeblich als der Hindernislauf für alle Lauf- und Spaßbegeisterten dieser Welt gilt. Veranstaltungsort: Die Baggerstadt FERROPOLIS. Die 7. Auflage im Mai am Nürburgring war im Vorverkauf bereits nach wenigen Stunden mit 13 000 Läufern ausgebucht. Deswegen startet jetzt ein zweites deutsches Rennen am 30. August. Da haben dann 6000 „mutige Strongman-Runner“ die Chance, „auf dem einzigartigen Gelände FERROPOLIS das Rennen ihres Lebens zu laufen und sich Ruhm und Ehre zu verdienen!“, so der offizielle Werbetext des Veranstalters. Weiter heißt es: „Das legendäre Event-Gelände wird den spektakulären Hindernislauf zu einem Hardcore-Run der ganz eigenen Art machen: Mit Live-Acts, Camping, Lagerfeuer, Sonnenbaden und Schwimmen im See wird der neueste Lauf der europaweiten Fisherman’s Friend StrongmanRun-Reihe zu einem einzigartigen Sommererlebnis.“
Da fällt einem dann doch gleich der Werbespruch für diese ach so sportliche Veranstaltung ein. Irgendwie was mit „Ist es zu stark, bist Du zu schwach“, oder so ähnlich. Bloß gut, dass die Werbestrategie des Herstellers sich so gut mit der Massenveranstaltung verbinden lässt. Was bleibt, ist die Frage, wieso sich Konsumenten so perfekt für die Werbestrategien großer Konzerne missbrauchen lassen. Aber vielleicht sind es die kräftigen Pfefferminzdrops, die das Gehirn zu solchen Anlässen lahmlegen.