Alte Gebäude sind kostbare Relikte

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Christian Lellau hat die Kirche im Blick. Zumindest das kleine Gotteshaus von Hoppenstedt, denn in dessen unmittelbarer Nähe saniert der Handwerksmeister derzeit das Pfarrhaus. „Der älteste Teil des Gebäudes wurde um 1600 erbaut, 100 Jahre später gab es eine Erweiterung“, hat Lellau aus dem Baustil abgelesen, und man kann sicher sein, dass das stimmt. Denn mit historischen Altbauten kennt sich der 35-Jährige aus.

Auch wenn Christian Lellau aus Wernigerode kommt: Zunächst hatte er beruflich wenig mit alten Gebäuden am Hut. Sein Lehrbetrieb in Drübeck baute überwiegend Häuser in Holzrahmenbauweise und Dächer.

Bei einem Lehmbau-Seminar hatte der Zimmererlehrling dann die Erleuchtung. Lellau lernte einen Baudenkmalpfleger kennen und bewundern. „Ich wollte das wissen, was er weiß“, war der Antrieb, sein Weiterbildungsstipendium in den Staatlich geprüften Techniker für Baudenkmalpflege und Altbauerneuerung an der Fachschule Detmold zu investieren. Dann legte er noch zwei Meisterprüfungen ab. Den Tischlermeister machte er in Detmold, den Zimmerermeister in Kassel. 2007 gründete er in Bielefeld sein eigenes Unternehmen, „Lellau Baudenkmalpflege“.

2008 kehrte Christian Lellau samt Betrieb in seine Heimat zurück. Mittlerweile ist ein ehemaliges Bahngelände mit historischem Lokschuppen in Osterwieck die Zentrale für Modernisierungs-, Restaurierungs- und Umnutzungsmaßnahmen an historischen Altbauten in der Region. Lellaus Spezialgebiet sind Fachwerkhäuser und Holzkonstruktionen.

Auch an Kirchen arbeitet er. Für die Martin-Luther-Kirche Gütersloh baute er die Unterkonstruktion der Turmhelmbekrönung. Im weißrussischen Tharau (Wladimirowo) restaurierte er zusammen mit anderen Handwerkern das Dachwerk des Turmes. In Osterode hat er einen Glockenstuhl instandgesetzt. „Das muss alle 200 Jahre mal sein“, sagt Lellau beiläufig und spätestens jetzt wird klar, dass dieser Handwerker in Zeitabschnitten denkt, die weitaus länger sind, als ein Mensch alt wird. Die Gebäude, an denen er arbeitet, behandelt er wie kostbare Relikte aus längst vergangenen Zeiten – respektvoll, behutsam, fachkundig. Er rettet sie. Und er restauriert sie so, dass sie noch lange durchhalten. „Mit meiner Arbeit ehre ich die alten Meister“, sagt Christian Lellau, der auch privat viel Wert auf Nachhaltigkeit legt. Dass er tagein, tagaus die Zimmererkluft trägt und zu besonderen Anlässen auch den Binder mit der Zunftnadel und dem Zeichen seiner Bruderschaft zur Rose Quedlinburg, unterstreicht den Stolz auf sein Handwerk.

Den vermittelt er auch seinen Lehrlingen. Seit 2011 bildet Christian Lellau regelmäßig Zimmerer aus. Den Nachwuchs würde er gern für die eigene Firma heranziehen. Dauerhaft drei bis vier Gesellen und zwei Lehrlinge, das ist sein langfristiges Ziel.

(ag)