Fachkräfte und Landesfinanzen sind Mangelware

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40 Arbeitgeber aus der Region Staßfurt nutzten die Gelegenheit, Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn, der als potenzieller Kandidat seiner Partei auf den Posten des Ministerpräsidenten bei den Wahlen im Frühjahr gilt, von Angesicht zu Angesicht „auf den Zahn“ zu fühlen. Eingeladen hatten das Berufsförderungswerk Sachsen-Anhalt  (Bfw) und der Wirtschaftsstammtisch Staßfurt.


Wo bekommen wir demnächst dringend benötigte Fachkräfte her, wenn die Demografie weiter solche Lücken wie derzeit reißt? Wie wird sich der Arbeitsmarkt entwickeln? Woher soll das Geld kommen, um in den nächsten Jahren den gigantischen Schuldenberg des Landes in den Griff zu bekommen? Das waren nur einige der Fragen, die an diesem Nachmittag im Mittelpunkt des Treffens standen. Bullerjahn blieb seiner Linie treu. Zum Sparen gibt es keine Alternative, wenn es dann aber konkret würde, wehre sich jeder Betroffene mit Händen und Füßen. Die Finanzlage Sachsen-Anhalts sei schwierig, räumte der Minister ein. Trotzdem werde an den Plänen der Landesregierung, künftig ohne Neuverschuldung auszukommen, nicht gerüttelt. Um dies zu erreichen, habe das Bundesland in diesem Jahr die so genannte Schuldenbremse auf den Weg gebracht, die aber erste nach 2011 greife, denn die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind noch nicht verdaut.
Problematisch sieht Jens Bullerjahn die anhaltende Abwanderung als einen Grund für Fachkräftemangel. Umso wichtiger sei es, die Attraktivität des Standortes weiter zu steigern, damit Zuzug garantiert und die Bevölkerung im Land der Frühaufsteher gehalten werden könne. „In Sachen Kinderbetreuung, Krankenhausinfrastruktur und Theaterlandschaft hat Sachsen-Anhalt heute schon mehr zu bieten als andere Bundesländer“, so der Minister.

Mit Blick auf die demografische Entwicklung stellte Bullerjahn fest: „Demografie ist schwierig, aber gestaltbar. Auch Menschen, die sich wegen Krankheit oder Unfall umorientieren müssen, werden auf dem Arbeitsmarkt gebraucht.“

In der Diskussion schilderte Staßfurts Oberbürgermeister René Zok die wirtschaftliche Lage der Stadt vor dem Hintergrund der Sparpolitik. Die Lage der Kommunen ist dramatisch, was aber dem Finanzminister wohl bekannt ist.

Wichtiges Anliegen der Veranstaltung war aber auch, deutlich zu machen, welche Anstrengungen das BfW unternimmt, um in der beruflichen Rehabilitation mit dafür zu sorgen, dass die benötigten Fachkräfte wieder ihren Platz in der Arbeitswelt finden. Dafür fand der Minister dann beim anschließenden Rundgang im Berufsförderungswerk Sachsen-Anhalt in Staßfurt lobende Worte. Besonders interessierte den gelernten Elektroingenieur die hochmoderne Ausstattung des gewerblich-technischen Ausbildungsbereiches.

Hintergrund:
Das Berufsförderungswerk Sachsen-Anhalt ist ein gemeinnütziges Unternehmen mit Sitz in Staßfurt und Regionalzentren in Magdeburg, Halberstadt und Dessau. Menschen, die aus gesundheitlichen, sozialen, alters- oder arbeitsmarktbedingten Gründen ihren erlernten Beruf nicht mehr wettbewerbsfähig ausüben können, erhalten im Berufsförderungswerk Sachsen-Anhalt neue berufliche Perspektiven. Auf ihrem Weg zurück in das Berufsleben unterstützt sie ein erfahrenes Team aus Ausbildern, Psychologen, Medizinern, Sozialpädagogen sowie Reha- und Integrationsmanagern. Seit der Gründung im Jahr 1991 haben mehr als 12.000 Teilnehmer die vielfältigen Dienstleistungen in den Bereichen Prävention, Assessment, individuelle Beratung und Unterstützung, berufliche Qualifizierung und Integration in Anspruch genommen.