Salzwedeler Baumkuchen, Rotkäppchen-Sekt aus Freyburg oder Würstchen aus Halberstadt. Die Liste der süßen oder herzhaften Leckereien ließe sich beliebig ver-längern. Es schmeckt im Osten und es schmeckt ganz besonders in Sachsen-Anhalt. Da ist sich Dr. Thomas Lange, Geschäftsführer der Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt ganz sicher, denn er ist schließlich der Spezialist für die Vermarktung der Produkte der Ernährungswirtschaft des Landes und kennt sie alle.
aspekt: Wie sind denn die Betriebe der Ernährungswirtschaft in Sachsen-Anhalt aufgestellt?
Dr. Lange: Bestens. Nach der deutschen Wiedervereinigung war natürlich die Neugier der Kunden auf andere Produkte groß. Das haben unsere Betriebe teilweise schmerzlich zu spüren bekommen. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die regionalen Produkte, teilweise seit vielen Jahrzehnten bekannt und beliebt, haben ihr Terrain wiedererobert.
aspekt: Und wie äußert sich das?
Dr. Lange: Ohne dass ich jetzt einzelne Marken nennen will, haben sich fast alle auf dem einheimischen Markt behauptet, erzielen häufig Marktanteile von 30 oder 40 Prozent, manchmal sogar noch mehr. Das hat zur Folge, dass der Handel an diesen Produkten nicht mehr vorbei kann und dafür sorgen muss, dass sie in den Regalen zu finden sind. Hier hat der Kunde zugunsten der einheimischen Betriebe entschieden.
aspekt: Das gilt aber für die alten Bundesländer eher nicht?
Dr. Lange: Da haben sie leider recht. Abgesehen von einigen Ausnahmen, wie Rotkäppchen Sekt oder Hasseröder Bier, die inzwischen zu nationalen Marken geworden sind, sieht es noch eher bescheiden mit Ostprodukten in den Supermärkten der alten Bundesländer aus.
aspekt: Woran liegt´s?
Dr. Lange: An den fehlenden Mitteln für langfristige Werbekampagnen beispielsweise in Zeitschriften oder im Fernsehen. Was die Qualität, den Geschmack oder die Verpackung angeht, da erzielen unsere Produkte überall Spitzenwerte, aber mit den Verkaufszahlen sind wir noch lange nicht zufrieden. Seit zehn Jahren bemühen wir uns, auch mit Hilfe der Agrarmarketinggesellschaft, im Westen stärker präsent zu werden. Aber beim Einkaufen gibt es noch so etwas wie eine unsichtbare Mauer zwischen Ost und West, die nur sehr langsam durchlässig wird.
aspekt: Der Handel und der Druck auf die Preise sind sicher ein weiteres Reizthema?
Dr. Lange: Auch richtig. Seit Jahren tobt ein Preiskampf in den deutschen Supermärkten, ob nun Ost oder West, wie man ihn kaum irgendwo in Europa findet. Dieser Druck wirkt sich natürlich auf die produzierenden Unternehmen aus. Nur dank der enormen Leistungsfähigkeit der Ernährungswirtschaft ist es möglich, sich in diesem Umfeld zu behaupten. Unsere Unternehmen sind hochmodern und sehr effizient.