Italien – Zelten auf dem Hinterhof

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Versehentlich zu Fuß nach Italien gelangt, dann in einem klapprigen Fiat Punto zum Bahnhof gefahren und von Menschenmassen in Venedig erdrückt, beginnt unsere Zeit in Italien. In der Wasserstadt angelangt, finden wir keine preiswerte Unterkunft und fragen uns gerade durch ein verwinkeltes Viertel, als eine schlanke Frau mit kullerrunder Brille und hellblauer Schürze mit Katzenmotiv um die Ecke biegt. Sie spricht uns auf Englisch an: „Was sucht ihr?“

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„Ursprünglich ein Mehrbettzimmer in einem Hostel. Mittlerweile einfach nur eine preiswerte Pension.“, erwidern wir beinahe im Chor.
„Preiswert könnt ihr in Venedig vergessen!“, schmettert sie uns die Wahrheit ins Gesicht.
Wir nicken enttäuscht. „Das haben wir auch schon bemerkt.“
„Habt ihr fünfzig Euro? Ich kümmere mich um die Katzen meiner Freunde. Sie sind im Urlaub, die Wohnung steht leer und ich darf sie zu diesem Übernachtungspreis vermieten.“
Das ist zwar mehr als wir in anderen Städten für ein Bett bezahlen, aber für Venedig ziemlich gut. Bisher lagen alle angefragten Unterkünfte bei sechzig bis einhundert Euro pro Doppelzimmer.
„Ich habe eine Katzenallergie“, gebe ich bekannt.
„Ach wie schade! Solltet ihr bei eurer Weitersuche noch einmal ein Hotel finden, in dem das Doppelzimmer sechzig Euro kostet, schlagt zu! Für Venedig ist das ein Schnäppchen.“ Sie entfernt sich. Cornelia springt auf, läuft einige Schritte in ihre Richtung und ruft: „Haben deine Freunde einen Garten oder so etwas Ähnliches?“
Unsere Gesprächspartnerin stoppt, dreht sich zu uns um und winkt: „Kommt mit!“
Schnell setzen wir uns die Rucksäcke auf und laufen ihr hinterher. Als wir auf einer Höhe sind, erklärt sie uns, dass sie das Gefühl habe, wir seien gute Menschen. Außerdem muss es ein Zeichen sein, dass wir einander begegnet sind. Normalerweise ist sie um diese Uhrzeit nie in der Gegend. Nur weil ihr eine der Katzen entlaufen ist, hat sie sich auf die Suche gemacht. „Die Dinge passieren nicht ohne Grund. Es sollte so sein, dass wir aufeinander treffen“, bilanziert die Katzenpflegerin, die sich uns als Susan vorstellt. Sie öffnet die Wohnungstür und wir betreten einen sehr dunklen Flur mit tiefbraunem Laminat. Die Wände sind aus Stein. Rechts zweigt ein etwa fünfzehn Quadratmeter großes Wohnzimmer mit zwei kleinen Fenstern ab. Von dort aus kommen wir in eine Küche mit großem Gasherd und mosaikartigem Steinfußboden. Insgesamt wirkt das Apartment wie eine gemütliche Höhle. Wir gelangen auf einen winzigen, von hohen Mauern umgebenen Hinterhof.
„Hier könnt ihr euer Zelt aufstellen und morgen in Ruhe weitersuchen, bis ihr etwas Richtiges zum Übernachten gefunden habt. Das ist meine Telefonnummer. Ruft mich an, wenn ihr geht“, streckt sie uns einen Zettel entgegen.
„Wow. Vielen Dank“, entgegnen wir fassungslos. Doch kurz darauf stehen wir wieder auf der Straße, weil wir keinen Haustürschlüssel bekommen können. Aber das Schicksal hat, noch ein wenig später, andere Pläne für uns und treibt uns erneut in die Arme der Katzenmummy. Was dann folgt? Seid gespannt …!

„Europa in vollen Zügen“ erscheint im März 2015 (ISBN 978-3-944365-67-1), Vorpremiere: 10. März in der Stadtbibliothek Magdeburg, Premiere: Leipziger Buchmesse
Aktuelles Buch: „Einfach los … MEIN KüstenWEG“ (ISBN: 978-3-944365-25-1)
Weitere Informationen: www.mady-host.de