Der Herr der perfekten „selbstheilenden“ Oberflächen



Ein überzeugendes Produkt und einen langen Atem – beides braucht man, um aus einer Idee einen Erfolg zu machen. Die Panadur GmbH hat auf die Stärken ihrer Entwicklung vertraut, sich die richtigen Partner gesucht und kann nun, sechs Jahre nach dem Start des Projektes mit Namen „ColorForm“, stolz einen Erfolg feiern.

 

Geschäftsführer Dr. Thomas Moch, PANADUR GmbH. Foto: IMG/Toschner
Geschäftsführer Dr. Thomas Moch, PANADUR GmbH.
Foto: IMG/Toschner

„Uns ist der Einstieg in die Automobilindustrie gelungen“, sagt der Geschäftsführer Dr. Thomas Moch. Nur wenige hundert Meter vom Panadur-Firmensitz in einem Halberstädter Gewerbegebiet entfernt, kann man diesen Einstieg sehen und anfassen: Ein Autohaus präsentiert den neuen Peugeot 3008 SUV, dessen A-Säulen-Verkleidung tiefschwarz in der Sonne glänzt.

„Das ist weltweit die erste Serienanwendung unseres ColorForm-Verfahrens“, erläutert Thomas Moch. „Das Verfahren revolutioniert die Herstellung von Bauteilen mit Hochglanzfinish. Denn die Technologie vereint Spritzgieß- und Reaktionstechnik und erlaubt die vollautomatische Herstellung in einem einstufigen Produktionszyklus.“

 

Zusammen mit dem  Maschinenhersteller KraussMaffei und anderen Partnern hat Panadur das Verfahren zur Serienreife geführt. Seit Juni produziert nun die Weidplas GmbH in der Schweiz für Peugeot jene A-Säulen-Verkleidungen, deren in Hochglanzschwarz lackierte Oberfläche direkt im Spritzgießwerkzeug erzeugt wird. Sie dichtet die Windschutzscheibe zur Säule des SUVs hin ab und fungiert zugleich als stilvolles Designelement der auf Premiumanspruch ausgelegten Fahrzeugserie. „Ich bin mir sicher, dass das nur der Anfang ist und weitere Automobilhersteller folgen werden“, sagt Thomas Moch.

 

Er hat überzeugende Argumente : Beim ColorForm-Verfahren fallen Reinigungs-, Grundierungs- und Lackierstufen weg, die beim konventionellen Lackieren notwendig sind. Die Industrie spart also Energie, Zeit und Kosten. „Der Lackierprozess, das heißt die Überflutung des Trägerbauteils mit unserem Lack, nimmt weniger Zeit in Anspruch als die im gleichen Prozessschritt erfolgte Herstellung des unbeschichteten Trägermaterials. Der Lack härtet innerhalb weniger Sekunden aus“, sagt Thomas Moch. „Das Teil, das aus der Maschine fällt, ist sofort einbaufähig.“

Das beeindruckt die Fachwelt. Ende Oktober hat Panadur zusammen mit KraussMaffei auf der „K 2016“ in Düsseldorf, der weltweit bedeutendsten Messe der Kunststoff- und Kautschukindustrie, die  Resultate der  gemeinsamen Entwicklung präsentiert. Seitdem klingelt bei Panadur in Halberstadt fast unablässig das Telefon, und Thomas Moch schaut optimistisch in die Zukunft: „Wenn es so weitergeht, müssen wir unsere Produktionskapazitäten erhöhen. Dann brauchen wir eine größere Halle.“

 

Das Besondere an den Panadur-Produkten ist die Tatsache, dass die Lacke ohne Trennmittel auskommen. „Das ist unser technologischer Vorteil. Wir sind derzeit weltweit die einzigen, die solche Lacke herstellen“, sagt Thomas Moch und fügt augenzwinkernd an: „Wer hätte das gedacht, von solch einer kleinen Firma hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen?“

Tatsächlich sind in Halberstadt nur 19 Mitarbeiter beschäftigt. In der Abteilung Forschung und Entwicklung arbeiten sechs Fachleute, darunter einige Chemiker und der Chef selbst, der von Haus aus Physiker ist. „Ich möchte Innovationen vorantreiben“, erklärt er seine Motivation. Er schwärmt für perfekte Oberflächen – ohne Schlieren und Runzeln, die man auch bei Kunststoff-Oberflächen „Orangenhaut“ nennt.

Das von Panadur verwendete Beschichtungsmaterial Polyurea ermöglicht absolut gleichmäßige Oberflächen – von klavierlackschwarz über metallic bis transparent sind alle Farbtöne möglich. Auch feinste Strukturen des Bauteils bleiben sichtbar. Für die Automobilhersteller sind vor allem Argumente, wie hohe  Kratzfestigkeit, Witterungs- und Farbbeständigkeit, ausschlaggebend. Die 2- und 3-Komponenten Lacksysteme für In- und Exterieur haben all diese Tests bestanden. „Die Automobilhersteller prüfen zum Beispiel auch die Beständigkeit gegen Vogelkot, Reinigungsmittel und Sonnencremes“, zählt Thomas Moch auf. Die neueste Entwicklung der Panadur GmbH sind „selbstheilende“ Lacksysteme, bei denen kleine Kratzer aus der Oberfläche nach geringer Zeit von selbst wieder verschwinden.

 

Bis zum Einstieg über die Zulieferer in die Automobilindustrie war es ein langer Weg, räumt er ein. Aber nun ist der Anfang gemacht. Ab 2017 wird Panadur Opel beliefern – und auch in den USA, Spanien und Korea hat der Geschäftsführer die Lacksysteme der Panadur für das ColorForm-Verfahren schon vorgestellt und ist auf großes Interesse gestoßen. Die Technologie sei natürlich auch für die Konsumgüterindustrie interessant, unter anderem für die kunststoffbeschichtete weiße Ware. „Ich bin überzeugt, es wird boomen“, sagt Moch.

 

Seine Erweiterungspläne am Halberstädter Standort sind bislang nur ein Gedankenspiel. Aber der Magdeburger bekennt sich zur Region und möchte im Vorharz bleiben: „Natürlich hat eine größere Stadt ihre Vorzüge. Aber ich glaube, wenn man jungen Leuten nachhaltige Arbeitsplätze bietet, kann man sie hier an den Harzrand locken. Man kann hier sehr gut leben, ist schnell in Magdeburg, Leipzig oder Hannover. Es gibt nichts, was gegen diesen Standort spricht.“