„Wir alle sind Gewinner“ nennt Michael Feindler sein Programm, was natürlich nicht stimmt, denn er allein durfte letztendlich den Pömpel an sein Herz drücken, als alleiniger Gewinner.
Was er aber mit dem Titel meint, dass macht der 27 Jahre alte Wupberliziger – das ist die Kombination aus einem Wuppertaler, Berliner und Leipziger – in seinem Galaprogramm recht schnell deutlich. Doch vorher vielleicht noch ein Hinweis an die Veranstalter des Wettbewerbs: Schon beim 1. Magdeburger Vakuum war ein Wuppertaler dabei. Der hat zwar nicht gewonnen, aber man sollte die Gegend im Auge behalten.
Michael Feindler, einst Student der Politikwissenschaften und Publizistik, lebt seit vier Jahren von seiner Kleinkunst, kommt ganz bescheiden, fast harmlos daher. Aber das täuscht. Mit der Gitarre in der Hand erzählt er davon, wie gut es uns doch eigentlich gehe, um dann mit treuem Augenaufschlag in seinen Gedichten und Liedern Bitterböses hübsch zu verpacken, intellektuell zu verdichten und es dann fast nebenbei dem Publikum in die Ohren zu träufeln. Doch wer richtig zuhört, dem erstirbt das erwartungsvolle Lächeln ganz schnell.
Michael Feindler schwingt nicht den Säbel, nein, er ficht nicht mal mit dem Florett, sondern er seziert mit einem superscharfen Skalpell und hinterlässt jede Menge politisch-sarkastischer Wunden. Ja, man ist geneigt, ihm das Prädikat das Politsarkastikers als Vertreter eines neues Genres zuzueignen, wenn er nicht an der einen oder anderen Stelle durchblitzen ließe, dass ihm durchaus auch die Satire hold ist; man sogar lachen kann.
Schmerzhaft-sarkastische Ironie ist inbegriffen, wenn er von ausgebeuteten Kindern weit weg in der Welt singt, die die Kakaobohnen für die Schokolade pflücken, die dann unsere Kinder glücklich macht. Kinder machen Kinder glücklich: Ist das nicht schön?
Gedichte und geschliffenes Sprachvermögen, das eine Vorliebe für die großen deutschen Klassiker vermuten lässt, sind ein Markenzeichen des Künstlers. Auch die heimliche Liebe zum Poetry Slam spürt man. Und wie tief er seine Themen durchdringt, wird deutlich, wenn er ein so komplexes Thema, wie die Nähe von Journalisten, Macht und Politikern in Verse fasst.
„Freiheit heißt, dass man das tun will, was man tun soll“ schmettert er gedanklich ganz dicht bei Marx und Engels ins Publikum und schreckt auch nicht vor einer zeitgemäßen Adaption von Edgar Allan Poes „Der Rabe“ zurück. Die heißt dann „Die Elster“ und verkündet mit einer ganz kleinen inhaltlichen Veränderung eine neue, große Botschaft.
Den Namen Michael Feindler sollte man sich merken. Hier schlummern noch ungehobene Schätze hinter der nur scheinbar harmlosen Fassade. Spätestens beim 3. Magdeburger Vakuum wird er wieder zu hören und zu sehen sein. Darauf darf man sich schon jetzt freuen.